In den letzten Jahren sind im Großraum München die Bowls wie die Pilze aus dem Boden geschossen. Anstelle von lahmen Fertigteil-Skateparks vom Fließband wurden auf einmal liebevoll gestaltete Bowls und Streetparks mit Ort/-Spritzbeton gebaut. Woher kam der plötzliche Sinneswandel der Stadtväter und Landschaftsarchitekten? Wir möchten Euch heute eine treibende Kraft hinter all diesen Skateparks vorstellen und nutzen die Gelegenheit um alles über den neuen Skatepark am Hirschgarten zu erfahren.
Das Wort hat: Mark Suchanek
(Am besten relaxed Mark übrigens in seinem privaten geheimen Schwimmbad…damn!)
Hi Mark. Danke dass Du Dir die Zeit nimmst unsere brennenden Fragen zu beantworten! Die wichtigste Frage zuerst: Wann können wir den Bowlpark skaten? Wie weit sind die Bauarbeiten fortgeschritten?
Hi Kryshi, ist doch klar, dass ich euch die Fragen beantworte.
Die Bauarbeiten haben seit ein paar Wochen begonnen, wobei dieses Jahr nicht mehr allzu viel passieren wird, bedingt durch den Winter. Sobald im Frühjahr dann die Temperaturen es zulassen wird es weitergehen und ich denke, dass irgendwann zwischen Mai und Juli die Eröffnung sein wird.
Als ich den Plan gesehen hatte, konnte ich das, ehrlich gesagt, zuerst gar nicht glauben. Kannst Du uns bitte mal erzählen wie Du in die Planung des Bowls einbezogen warst und wie man überhaupt so ein Mammut-Projekt stemmt? Das ist ja jetzt nicht grad der kleine Skatepark von nebenan.
Ok, ich hole hier etwas weiter aus:
In 2005 hatte ich die Gelegenheit, mich in einem Interview mit einer Münchner Zeitung über die Situation in München und auch allgemein bezüglich öffentlicher Skateparks auszulassen.
Dabei kam der damals noch ganz neue Fertigteil-Skatepark auf dem Gelände der Bundesgartenschau wie auch fast alle anderen öffentlichen Fertigteil-Skateparks in München nicht gut weg. Meine Botschaft war: Gute, individuelle Skateparks müssen zusammen mit der lokalen Szene geplant werden und können nur aus Ort-/Spritzbeton gebaut werden und können nicht aus Fertigteilelementen zusammengesetzt werden. Weltweit sind alle namhaften und von der Skateboardszene geliebten Skateparks früher wie auch heute vornehmlich individuell aus Ort-/Spritzbeton gebaut.
Daraufhin hat das Baureferat in München mit mir Kontakt aufgenommen und Interesse an einem Gespräch geäußert, in welchem ich dann die Geschichte und Entwicklung des Skateboardings allgemein sowie auch die der Skateparks in vielen Gesprächen dargestellt habe.
Ich denke, ich konnte so manches Vorurteil ausräumen und auch Skateboarding so darstellen wie es in der Regel die Skateboarder selber sehen.
Dadurch konnte ich erreichen, dass die beiden damals anstehenden Skateparks am Fasanerie See sowie in Trudering nicht mehr aus den allseits so verhassten Fertigteilen gebaut wurden, sondern individuell aus Spritzbeton und ich in die Planung mit einbezogen worden bin.
Seitdem habe ich einen sehr guten Kontakt zu den Ansprechpartnern im Baureferat und ich wurde bei dem anstehenden Projekt im Hirschgarten und anderen wieder dazugerufen.
Ich habe dann zusammen mit dem Münchner Skater Julian Ettel unsere Wünsche und Ideen vertreten. Julian hat meiner Meinung nach sehr viel Know How in Sachen Skateparks und ich wollte beim Hirschgarten Projekt einfach noch jemanden zweiten dabei haben.. Julian ist in den USA mit den Skateparks der 70`s und 80`s aufgewachsen und verbringt noch heute jede Sommerferien mit seiner ganzen Familie dort und macht nichts anderes, als alle neuen und alten Skateparks zu checken. Auch ich liebe es Skateparks zu bereisen und mich mit dem Thema zu beschäftigen und war vor einigen Wochen in Colorado um mir die neuesten Skateparks dort anzuschauen, denn in Colorado ist derzeit ein unglaublicher Skateparkboom ausgebrochen und es wird gerade sehr viel neues gebaut. Ansonsten kenne ich die meisten der Skateparks in Deutschland, Österreich und der Schweiz wie auch im legendären Baskenland, dazu Belgien und Schweden. In den 80`s habe ich so ziemlich alle der berühmten Skateparks in England geskatet.
Wie war die Zusammenarbeit mit den Behörden? Bist Du damit zufrieden?
Die Zusammenarbeit war, ist und bleibt hoffentlich sehr gut.
Es ist nicht einfach, Skateboarding einem nicht Skateboarder zu vermitteln.
Mein Eindruck ist trotzdem, dass die Ansprechpartner im Münchner Baureferat weitestgehend verstanden haben, was Skateboarding ist und was es nicht ist, wie Skateboarder denken und warum wir welche Skateparks und Bauart bevorzugen. Und es ist der Wille da, das so weit wie möglich zu berücksichtigen.
Natürlich drängt sich für die Streetnerds die Frage auf: Muss es denn schon wieder ein Bowl sein? Möchtest Du dazu was sagen?
Klar, kein Thema: Die Architekten die den Wettbewerb zur Neugestaltung des Geländes neben dem Hirschgarten gewonnen hatten, hatten in ihrem Entwurf von Anfang an einen Skatepark mit dabei und aufgrund der Vorschriften zum Thema Lärm und den entsprechenden Messungen war vorgegeben, dass es ein Transition Skatepark sein muss und kein Street Skatepark sein kann, da diese Messungen zeigen, dass ein Transition Skatepark weniger Lärm macht als ein Street Skatepark. Und selbst dieser musste noch mit einer Lärmschutzwand umgeben sein, damit er überhaupt realisiert werden konnte.
Über den Sinn von solchen Messungen brauchen wir hier nicht zureden, es gibt sie in unserem Land und danach mussten sich eben alle richten.
Ich persönlich finde es sogar ganz bemerkenswert, dass sich die Architekten überhaupt so für einen Skatepark engagiert haben, sie hätten es auch einfach bleiben lassen können nachdem es schwierig wurde und stattdessen zwei Schaukeln und einen Sandkasten hinstellen können.
Aber ich sehe auch, dass bei einem künftigen Skatepark in München auf jeden Fall auch Street deutlich berücksichtigt werden muss. Bis dahin gibt es ja dann erst mal den neuen Street Skatepark am Feierwerk.
Schauen wir uns den Park mal genauer an.
Als erstes fällt einem diese riesige Lärmschutzwand auf. Was hat es damit auf sich? Kann man die skaten?
Anfänglich war das geplant, diese Wand in Form etwa einer riesigen Oververtcorner von innen skaten zu können, konnte dann aber leider nicht realisiert werden.
Wie bereits geschildert, hätte ohne diese Lärmschutzwand dieser Skatepark überhaupt nicht realisiert werden können.
Wie aktuell ist dieser Plan? Wird er genau so umgesetzt?
Der Plan ist ziemlich aktuell, aber er ist nicht die endgültige Version. Es gibt in der endgültigen Version noch einige kleine Änderungen und zusätzliche Features.
Kannst Du bitte bei der Fullpipe ein bisschen ins Detail gehen
Wir hatten bei der Fullpipe die legendäre Fullpipe im Upland Skatepark in Kalifornien vor Augen und wollten zudem etwas realisieren was es in Deutschland bisher noch nicht gibt.
Leider fällt die Fullpipe nicht so groß aus wie wir uns das gewünscht hätten, aber ich bin sicher das sie ein riesen Spaß wird und gleichzeitig eine große Herausforderung für die meisten Skater darstellt. Am Ende ist die Fullpipe mit einer Cradle geschlossen
Wie schätzt Du den Schwierigkeitsgrad der Bowls ein? Können sich da auch Anfänger reintrauen?
Der Skatepark wird für alle etwas haben. Gerade durch seine individuelle Bauweise mit Ort-/Sprtizbeton hat der Flowbowl individuell und dynamisch verlaufende Radien, steile und nicht so steile Bereiche. Das hätte man durch das zusammenfügen von Fertigteilen so nie realisieren können. Es gibt eine Oververtcorner, einen konvex verlaufenden Wallride, einen kleinen Kidney Bowl der mit einem Wasserfall an den Flowbowl verbunden ist. Der Kleeblattpool wird eher steil und hat deutlich vert. Zudem Poolcoping, Stufen & Kacheln.
Grundsätzlich sollte ein Skatepark eher lange anspruchsvoll bleiben als schnell langweilig zu werden. Sicher ist es aber auch kein Skatepark für Skateboarder, die zum ersten mal auf dem Brett stehen.
Letzte Frage: Gibt es neue Projekte? Hast Du noch irgendwas in Petto?
Nur soviel: Ich denke nicht, dass dies der letzte Skatepark ist den die Stadt München in Auftrag geben wird…Wir können gespannt sein.
Any last words?
Ja. Skateboarding ist in München stark am Wachsen. Die Anzahl von Skateboardern wächst damit auch. Was dringend benötigt wird, ist eine Möglichkeit Skateboarding auch bei schlechter Witterung auszuüben. München braucht eine Skatehalle oder zumindest einen überdachten Skatepark!